Bevor unser Ort urkundlich zum ersten Mal erwähnt wurde, hatte er bereits eine geschichtliche Vergangenheit vorzuweisen, die in viel frühere Zeiträume zurückreicht.
Der römische Grenzwall „Limes“, mit seinen Wachtürmen und Kastellen, liegt in unmittelbarer Nähe. Die Bedeutung unserer geschichtsreichen Umgebung lässt sich erst messen an der Tatsache, dass die
Römer, wahrscheinlich während der Regierung des Kaisers Hadrian (117-138 n.Chr.), auf dem Pfarrgelände zwischen der Kirche und dem heutigen St. Josefsheim ein Kastell in der
mutmaßlichen Größenordnung von 8.400 qm und einer Besatzung von 200 - 400 Mann errichtet hatten. Bei Ausgrabungsarbeiten (1860 und 1894) fand man Gegenstände aus der Wende des zweiten
Jahrhunderts. Desgleichen traten beim Neubau des St. Josefsheims (1963) Mauerreste und Ziegelsteine mit Stempeln verschiedener Truppenteile zutage, die darauf schließen lassen, dass die Besatzung des
Kastells aus Teilen der 4. Kohorte der Vendelicer, der 1. Kohorte römischer Bürger oder einem anderen Verband der XII. Legion aus Mainz bestanden hat. Bis um das Jahr 250 n.Chr.
konnten sich die Römer in unserer Gegend behaupten. Danach durchzogen germanische Völkerstämme unser Land, bis es die Franken um 500 n.Chr. fest in ihren Besitz nahmen. Mit dem Frankenreich breitete
sich auch in unserem Land das Christentum aus.
Die Glaubensverbreitung brachte kirchliches Leben in unsere Heimat. Anno 959 wird das Kirchspiel „Augst“ (Arzbach) als Zehntbezirk der Kirche zu Humbach-Montabaur urkundlich zum ersten Mal
genannt. Durch eine Schenkung des Herzogs Hermann I. von Schwaben – Graf im Engersgau – geriet deren Grundherrschaft samt dem Zehntbezirk an das Marienkloster, dem späteren St. Florinsstift in
Koblenz, von dem bis zu seiner Auflösung (1802) die Geistlichen des Kirchspiels gestellt wurden. Die Kirche zu Arzbach wird 1367 zum ersten Mal erwähnt (Bubilskyrchen).
Politisch gehörte Arzbach um die Jahrtausendwende zum Engersgau und später zum Kurfürstentum Trier, zum Herzogtum Nassau und ab 1866 zu Preußen. Zum Herrschaftsbereich der im 14. Jahrhundert erbauten
Sporkenburg zählte schon 1548 die Mühle zu Arzbach, in deren Nähe sich 1729 das Brauhaus des Jacob Delva befand. Noch heute führt die kleine Häusergruppe vor Arzbach die Bezeichnung „Bierhaus“. Im
Jahr 1563 wurden in Arzbach 14 Feuerstellen gezählt. Schwedische, französische und spanische Truppen verwüsteten im 30jährigen Krieg das Land. Durch die aufblühende Eisenindustrie zwischen Arzbach
und (Eisenverhüttungswerk) Ems und große Waldrodungen erholte sich das Dorf von den Wirren des Krieges.
Das von 48 Bürgern erbaute Arzbacher „Fachwerk-Rathaus“ ist am 9. Oktober 1710 seiner Bestimmung übergeben worden. Über der Eingangstür befindet sich folgende Inschrift:
IM JAR ANNO 1710 DEN 9. OCTOBER IST DAS GEMEIN HAVS VON 48 BVRGER ERBAVET WORTEN VND GESTELT IN GOTTES HANT: GOT BEHVT ES FVR FEVER VND BRANT - GOT SEGEN DEN EN VNT
AVSGANG AMEN +
Seine bisherige Nutzung als Gemeindehaus, Backhaus, Schulhaus (1820-1830), Wahllokal, Obdachlosenasyl und Feuerwehrgerätehaus, insbesondere aber als Bürgermeisteramt sei an dieser Stelle
hervorgehoben.
Am Fuße des Pfarrguts, dem sogenannten Bierhaus, wurde in dem 1653 erbauten Küsterneyhaus die Kirchspiel-Schule – auch Augst-Schule genannt – eingerichtet. Schultheiße verwalteten das Kirchspiel.
Durch den schlechten baulichen Zustand und die ständig wachsende Zahl der Katholiken, war ein Neubau der Kirche erforderlich (1753). Desgleichen musste die zu klein gewordenen Kirchspiel-Schule am
Bierhaus aufgestockt und mit einem Schieferdach versehen werden.
Bereits um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde in Arzbach das Krugbäckerhandwerk betrieben (1764). Als weiterer Erwerbszweig wäre der Bergbau zu nennen, noch heute zeugen im Umkreis viele
verlassenen Bergwerkstollen davon. Die Einwohnerzahl in Arzbach war bis 1818 auf 567 gestiegen. Das Schulwesen wurde neu organisiert. Schon lange waren die Räumlichkeiten der Kirchspiel-Schule für
die (ca. 270) Schulkinder der vier Augst-Gemeinden zu eng geworden. Im Jahr 1820 wurde diese Schule aufgelöst und das Gebäude zum Nutzen des Kirchspiels versteigert. Ab 1820 mussten die
ortsansässigen Schulkinder im Gemeinde-Rathaus unterrichtet werden. In der Hintergasse (heute Kirchstraße) entstand ein neues Schulhaus mit zwei größeren Schulräumen und einer Lehrerwohnung. Am 8.
August 1830 wurde in den neuen Schulräumen zum erstenmal Unterricht erteilt.
In Arzbach kannte man als Beschäftigungs- und Einnahmequelle bisher die Waldarbeit, den Bergbau, Steinbrucharbeiten, das Bauhandwerk, die Krugbäckerei und die Landwirtschaft. Der 1849 nach
Arzbach berufenen Pfarrer Albert Diefenbach setzte sich für die Belange des Dorfes ein. Handwerkliche Kleinbetriebe (Schuster, Schneider, Bäcker usw.) wurden angesiedelt. Während seiner Amtszeit
erhielt unsere Kirche durch den Anbau der Seitenschiffe und des neuen Chors die Kreuzform (1860), so wie sie sich uns heute darstellt. Die aus Beiträgen des Kirchspiels und der Gemeinde finanzierten
umgegossenen Glocken der Pfarrkirche wurden am 6. Juli 1878 zum erstenmal geläutet. Gesang- und Musikverein verschönten das Ereignis.
Mit dem Aufschwung von Handel und Gewerbe hielt auch das kulturelle Leben in Arzbach Einzug. Es folgten die Gründungsjahre der Vereine (Turnverein 1879, Gesangverein „Cäcilia“ 1881, Kirchenchor
„Cäcilia“ 1892, Freiwillige Feuerwehr 1896, Sportverein, Theaterverein, Verkehrsverein usw.). Im Jahr 1907/08 ließ die Gemeinde im Langscheidtal die erste Quelle fassen und mit dem Bau der
Wasserleitung beginnen. Der Fortschritt bedeutete für die Dorfbrunnen leider das Ende. Am 3. Februar 1909 entstanden bei einem Hochwasser große Schäden, an die man sich noch lange erinnern sollte.
Mit der allgemeinen Stromversorgung in den Ortschaften verschwanden auch in Arzbach die Petroleum-Lampen am Rathaus, im Oberdorf usw. und in den Haushalten. Der Ausbruch des Weltkrieges (1914-1918)
setzte der Aufwärtsentwicklung des Dorfes ein vorläufiges Ende. Es folgten die Besatzungs- und Inflationszeit.
Der Ausbau der Dorfstraße (Hauptstraße) 1923, die Einweihung des Altenheimes (ehemal. St. Josefsheim) während der Amtszeit des Pfarrers Quernheim 1925. die erste Autoverbindung mit Lastwagen nach Bad
Ems (1.9.1925), die Glockenweihe 1925, die Einweihung des Waldsportplatzes 1925, die Einführung des Linienverkehrs auf der Strecke Arzbach – Bad Ems (1929) sowie der Abbruch des letzten
Krugbäckerbackofens im Oberdorf (1935) waren weitere Marksteine in unserer Dorfgeschichte. Sie wäre jedoch unvollständig, würde man nicht der Bürger gedenken, die in den beiden Weltkriegen (1914/18
und 1939/45) ihr Leben gelassen haben. Ihnen zur Ehre und uns zur Mahnung wurde auf dem Friedhof eine Gedenkstätte errichtet.
Quelle: Bildband „Arzbach, Bilder aus vergangenen Tagen“ des
Geiger-Verlag Horb am Neckar